Endlich ist es soweit. In ein paar Tagen geht es los. Mit dem Wohnmobil in den Urlaub. Aber vorher müssen Sie das Wohnmobil beladen. Alles, was man im Urlaub brauchen könnte, muß mit. Das Schlauchboot und die Wanderstiefel, ein ordentlicher Vorrat vom Lieblingsessen (wer weiß schon, ob es woanders so gut schmeckt?), genug Trinkwasser sowieso. Man weiß ja nie, was einen am Urlaubsort so erwartet. Gut, das so ein Wohnmobil reichlich Stauraum bieten: eine große Heckgarage, Hängeschränke oben ganz rum und dann noch die vielen Schränke in der Küche.
So geht es natürlich nicht. Auf diese Art riskiert man, gleich zwei Fehler zu machen: Erstens: das Fahrzeug zu überladen, also das zulässige Gesamtgewicht zu überschreiten. Das kann teure Folgen haben, wenn man in eine Polizeikontrolle gerät. In der Ferienzeit werden ganz zielgerichtet Wohnwagen und Wohnmobile kontrolliert. Und dabei gewogen. Zweitens: den Schwerpunkt des Campers zu sehr zu verschieben.
Leergewicht und zulässiges Gesamtgewicht in der Zulassungsbescheinigung Teil 1
Das zulässige Gesamtgewicht, oder die zulässige Gesamtmasse bezeichnet die Summe aus Leergewicht und maximaler Zuladung eines Fahrzeuges. Um diesen Wert herauszufinden, genügt ein Blick in die Papiere. Im Feld F.2 steht es. Wird noch ein Anhänger mitgeführt, wird sein zulässiges Gesamtgewicht addiert. Lesen Sie hier für weitere Informationen über die zulässige Anhängelast. Das Leergewicht steht ebenfalls in der Zulassungsbescheinigung Teil 1 unter Punkt G. Unter Leergewicht versteht man das Eigengewicht des Wohnmobils, eines Fahrers sowie Tanks (Wasser und Treibstoff zu 90 Prozent gefüllt). Bei meinem Wohnmobil sind das 3155 kg Leergewicht und 3500 kg zulässige Gesamtgewicht. Das bedeutet für mich, das ich noch 3500 – 3155 = 345 kg zuladen darf. Oder 345 kg anhängen. Überschreite ich diese Werte, spricht man von Überladung. Und das kann teuer werden: 20% Überladung kosten 95€ und einen Punkt in Flensburg. Im Ausland drohen teils empfindlich höhere Strafen – bis hin zum Fahrverbot.
Außerdem gilt es die Führerscheinklasse zu beachten. Mit einer Fahrerlaubnis Klasse B darf gar kein schwereres Fahrzeug bewegt werden. Ein größeres, schwereres Wohnmobil wäre ein LKW und erfordert einen Führerschein der Klasse C. Das bringt aber eine ganze Reihe weiterer Einschränkungen mit sich: Mautpflicht, Sonntagsfahrverbot, höhere Tarife auf Fähren usw.
Beim zweiten Problem, das bereits angedeutet wurde, geht es darum, wie man sein Wohnmobil beladen sollte. Macht man es falsch, hat das gravierende Folgen für die Verkehrssicherheit und das Fahrverhalten des Fahrzeuges. Denn im schlimmsten Fall überschreitet man Achslasten und beeinträchtigt die Traktion und das Bremsverhalten. All das ist schwerwiegender als bei einem normalen PKW (was nicht heißt, das es hier nicht auch problematisch ist), da der Camper locker noch mal eine Tonne mehr wiegt.
Wie macht man es nun richtig? Ziel soll es sein, das Fahrzeug gleichmäßig zu beladen – sowohl vorne/hinten als auch links/rechts.
Wenn Sie sich unsicher sind, sollten Sie Ihr Wohnmobil wiegen. Am besten packen Sie die ganze Reiseausrüstung und die ganze Familie ein und fahren damit zu einer Fahrzeugwaage. Die gibt es beim TÜV; Baustoff- und Schrotthändler bzw. Recyclinghöfe haben häufig auch eine. Im Zweifel gibt sicherlich die Polizei Auskunft, wo eine Waage zu finden ist, deren Ergebnisse auch die Ordnungshüter akzeptieren. Vor Ort fahren Sie mit dem gesamte Fahrzeug auf die Waage, nur mit der Vorder- und nur mit der Hinterachse. Vergleichen Sie die Ergebnisse mit der Zulassungsbescheinigung. Auch das maximale Gewicht, das auf den Achsen lasten darf, ist dort zu finden (Punkt 7).
Jetzt haben Sie die Angaben der Waage. Höchstwahrscheinlich müssen Sie Ihrem Wohnmobil eine kleine Schlankheitskur verordnen. Viele Faktoren können Sie nicht mehr beeinflussen. Die liegen in den Händen des Herstellers. Aber einige einfache Dinge beim Wohnmobil beladen kann man schon beachten, um mit weniger Gewicht unterwegs zu sein:
Obwohl Sie Ihr Wohnmobil richtig beladen haben und alle unnötigen Gegenstände ausgeladen haben ist Ihr Wohnmobil immer noch zu schwer? Jetzt wird es kompliziert. Eigentlich gibt es nur zwei Möglichkeiten. Sie können das Leergewicht reduzieren oder das zulässige Gesamtgewicht erhöhen. Beides erfordert bauliche Veränderungen am Wohnmobil, die nicht einfach mal so gemacht sind, sondern gut durchdacht werden sollte. Sie könnten die Klimaanlage entfernen lassen oder die Markise. Die zulässige Gesamtmasse kann durch Austausch einzelner Komponenten des Fahrwerks erhöht werden. Also z.B. Stoßdämpfer, Bremsen, Federung. Dies ist nur was für Spezialisten. Finden Sie eine Spezialwerkstatt, die sich mit dem Auflasten von Wohnmobilen wirklich auskennen und lassen Sie sich ausführlich beraten. Dort wird man Sie bestimmt auch darauf hinweisen, das dieses Wohnmobil dann nicht mehr mit einem Führerschein der Klasse B gefahren werden darf. Gut, wer noch eine alte Klasse 3 Fahrerlaubnis hat.
Jetzt wissen Sie, richtiges Wohnmobil beladen ist keine Wissenschaft, wohl aber eine kleine Kunst. Die vielen Staumöglichkeiten im Wohnmobil verführen, viel mitzunehmen. Packen Sie mit Herz und Verstand. In diesem Sinne: Gute Fahrt und einen schönen Urlaub.
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