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Wohnwagen oder Wohnmobil? – eine kurze Kaufberatung

Geschrieben von: Andreas Schrader

Veröffentlicht am: 13.10.2020

Überarbeitet am 23.05.2023


Stehen Sie vor der Wahl: Wohnwagen oder Wohnmobil? Ich werde helfen, die richtige Entscheidung zu treffen. Wir werden zusammen herausfinden, welche Fahrzeugart für Sie die richtige ist, welche Unterschiede es in der alltäglichen Nutzung und in den Kosten gibt. Eines noch: Dieser Artikel spiegelt meine persönlich Meinung. Sie dürfen mir gern widersprechen. Ganz unten, in den Kommentaren.

Die Konstruktion

Der größte Unterschied ist der Antrieb. Ein Wohnmobil ist immer einmal als Kleintransporter auf die Welt gekommen – mit eigenem Antrieb, Cockpit, Armaturenbrett, Lenkrad, Sitzen usw. Ein Wohnwagen ist ein Anhänger, er wird also von Ihrem PKW gezogen. Dieser Unterschied hat Konsequenzen im Preis, im Grundriss und im Raumangebot. Dazu später mehr.

Wohnmobile haben einen integrierten Frisch- und Schmutzwassertank und eine Batterie für die Stromversorgung.

Raumangebot und Grundriss

Bei jedem Auto – also auch einem Wohnmobil – ist das Lenkrad vorn. Klingt erst einmal banal, hat aber Auswirkungen auf den Grundriss. Vorn muss der Fahrer- und Beifahrersitz sein. Also kommt direkt dahinter der Tisch und meißt noch weitere Sitzplätze. In nahezu jedem Wohnmobil ist die Sitzgruppe vorn. Also gibt es auch nicht mehr sehr viele Möglichkeiten, wie Küche, Bad und Schlafplätze angeordnet sein können.

Bei einem Wohnwagen gibt es diese Einschränkung nicht. Die Konstrukteure haben mehr Spielraum, die Lebensräume anzuordnen. Wohnwagen haben vielseitigere Grundrisse.

Außerdem haben Sie im Wohnwagen mehr Platz. Stellen Sie sich einen Wohnwagen von 7m Länge und ein Wohnmobil gleicher Länge vor. Im Wohnmobil ist ganz vor der Motor und dahinter das Armaturenbrett mit Lenkrad. Der eigentliche Wohnraum beginnt etwa bei den Sitzen. Es gehen also etwa 1,5 bis 2 Meter an Wohnraum verloren. 

In einem Wohnwagen hingegen ist das ganze Fahrzeug als Wohnraum nutzbar.

Klarer Vorteil: Wohnwagen

Bei gleichen äußeren Abmessungen haben Sie in einem Wohnwagen mehr Platz. Sie werden eher „Ihren“ Grundriss finden, als in einem Wohnmobil.

Die Kosten

Anschaffungskosten

Es gibt eine riesige Anzahl an Herstellern, die sich in unterschiedlichen Preissegmenten tummeln. Trotzdem: bei vergleichbarer Größe, Qualität und Ausstattung kostet ein Wohnmobil in der Anschaffung etwa das Doppelte eines Wohnwagens. Das gilt für Neu- wie auch für Gebrauchtfahrzeuge.

KFZ-Steuer

Die KFZ-Steuer für ein Wohnmobil richtet sich nach der Schadstoffklasse und dem zulässigen Gesamtgewicht. Ein neues Fahrzeug (Schadstoffklasse 4 oder besser) mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3500kg kostet 240,00€ im Jahr. Leichter (und damit billiger) ist selten.

Beim Wohnwagen ist nur das Gewicht entscheidend. Ein Anhänger mit 3500kg kostet 134,00€ im Jahr. Ein „normaler“ Wohnwagen liegt aber eher bei 1500kg oder sogar noch darunter. Dafür sind 59€ im Jahr fällig.

KFZ-Versicherung

Die Kosten für die Kasko- und Haftpflicht Versicherung hängen von sehr vielen Faktoren ab: Von Ihrem Wohnort, Ihrer Schadensfreiheitsklasse, vom Fahrzeug selbst (Alter, Hersteller usw.). Grundsätzlich ist aber auch hier ein Wohnwagen günstiger als ein Wohnmobil.

Hauptuntersuchung

Bis 3500 kg zul. Gesamtgewicht müssen privat genutzte Wohnmobile und Wohnwagen alle zwei Jahre zum TÜV. Die Kosten liegen bei etwa 120,00€. Beim Wohnwagen etwas weniger, da die Abgasuntersuchung entfällt. Bei beiden Fahrzeugarten sollten Sie gleich noch eine Überprüfung der Propangasanlage durchführen lassen.

Wartung und Inspektion

Auch bei dieser Kostengruppe ist ein Wohnwagen deutlich günstiger. Tatsächliche Beträge zu nennen fällt schwer, das hängt vom Alter und Zustand des Fahrzeuges ab. Wir vermieten nur Neufahrzeuge, die bis zu 25000km im Jahr laufen und nach spätestens zwei Jahren verkauft werden. In dieser Zeit haben wir normalerweise kaum Wartungsaufwand. Höchstens mal etwas Motoröl. Gelegentlich – ganz selten – sind auch die Reifen abgefahren. Deren Wechsel schlägt mit 600€ – 800€ zu Buche.

Klarer Vorteil: Wohnwagen

Egal ob Anschaffungs- oder Unterhaltskosten. Ein Wohnwagen ist günstiger. 

Einsatzzweck

Bei der Antwort auf die Frage: Wohnwagen oder Wohnmobil kommt es ganz besonders darauf an, wie Sie reisen.

Wohnmobile sind mobil. Sie sind dafür gedacht, häufig den Stellplatz zu wechseln, auch mal ein oder zwei Nächte weder auf Camping- noch Stellplatz zu stehen aber Ihren Bewohnern trotzdem allen Wohnkomfort zu bieten. Mit einem Wohnmobil kommen Sie morgens deutlich schneller los und können sich abends schneller ein Feierabend-Bier gönnen. Der Auf- und Abbau geht deutlich schneller, denn Sie müssen kein Vorzelt abbauen, nicht anhängen und keine Stützen einkurbeln. Mit dem Wohnmobil fahren Sie mit dem ganzen Fahrzeug zur Ver- und Entsorgung, um Frischwasser aufzunehmen und Schmutzwasser abzulassen. Außerdem nehmen Sie immer Ihr ganzes Haus mit, wenn Sie mal einen Ausflug machen wollen. Mit anderen Worten: sobald Sie irgendwo angekommen sind, ist es mit der Mobilität nicht mehr so doll.

Wohnwagen sind ideal, wenn Sie längere Zeit an einem Platz bleiben möchten. Sie brauchen zwar etwas länger, um alles aufzubauen und einzurichten. Aber Sie haben mehr Platz – vor allen Dingen mit Vorzelt, und beim Fahren mehr Komfort. Sie haben Ihren PKW dabei, können also einfacher Ausflüge machen oder zum Einkaufen fahren.

Vorteil: unentschieden

Wohnwagen oder Wohnmobil – beide haben Sie Vor- und Nachteile. Es kommt darauf an, wie Sie reisen möchten.

Welche Fahrerlaubnis brauchen Sie?

Wohnmobile bis 3500kg dürfen Sie mit einem ganz normalen PKW-Führerschein – also Klasse 3 bzw. B- fahren.

Beim Wohnwagen ist das ganze etwas komplizierter und hängt vom zulässigen Gesamtgewicht des PKW, des Anhängers und der Summe der beiden ab.
Klasse B: wenn die die Summe beider Gewichte unter 3500kg liegt und der Hänger leichter als der PKW ist.
Klasse B96: wenn die Summe beider Gewichte unter 4,25t liegt.
Klasse BE: bei Anhängern mit einem zul. Gesamtgewicht bis 3500kg. (Da das Gewicht des PKW auch bis 3,5t betragen darf, können Sie hier auf stolze 7t kommen).

Vorteil: unentschieden

Auch hier wieder: es kommt darauf an, was Sie möchten. Für ein kleines oder mittlere Wohnmobil reicht Ihre normale Fahrerlaubnis. Beim Wohnwagen sollte es eigentlich mindestens die Erweiterung B96 sein.

Was fährt sich leichter – 

Wohnwagen oder Wohnmobil?

Das ist natürlich sehr subjektiv und hängt auch von Ihrer Erfahrung ab. Ich persönlich fahre lieber mit einem 8m Wohnmobil als mit einem 13m Gespann. Besonders beim Rangieren ist ein Wohnmobil handlicher.

Beim Beladen eines Wohnwagens müssen Sie mehr Mitdenken. Die Gewichtsverteilung im Anhänger wie auch zwischen Anhänger und Zugfahrzeug sollte stimmen. Sonst wird das Fahren ungemütlich oder gar gefährlich.

Leichter Vorteil: Wohnmobil

Ich persönlich finde das Fahren im Wohnmobil leichter und entspannter. 

Wo können Sie übernachten?

Mit einem Wohnmobil sind Sie bei der Wahl Ihrer Stellplätz freier. Sie können auf einem Campingplatz stehen, auf einem speziellen Wohnmobil Stellplatz oder zur Not auch einfach auf einem Parkplatz.

Mit dem Wohnwagen haben Sie die Option „Wohnmobil-Stellplatz“ nicht. Wohnwagen sind dort nicht willkommen.

Vorteil: Wohnmobil

Im Wohnmobil können Sie flexibler planen, wo Sie übernachten.

Fazit

Es gibt keine allgemein gültige Antwort auf die Frage: Wohnwagen oder Wohnmobil. Beide haben sowohl Vor- als auch Nachteile. Ob Wohnwagen oder ein Wohnmobil für Sie das Richtige ist, hängt davon ab, wie Sie reisen möchten und wie tief Ihr Geldbeutel ist.

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